"Das war schon immer so" - diese gefährlichen Worte höre ich nach 15 Jahren Kommunalverwaltung viel zu oft, wenn es um Stellenbeschreibungen geht. Mitarbeiter haben keine klare Vorstellung ihrer tatsächlichen Aufgaben, weil alles auf verbalen Absprachen und historischen Gewohnheiten beruht. Frage 3 unserer Exzellenz-Diagnose untersucht deshalb die Aktualität und Vollständigkeit von Stellenbeschreibungen - denn hier entscheidet sich, ob systematische Organisation bei den Menschen ankommt.

💡 Frage 3 von 15: Wie aktuell und vollständig sind Ihre Stellenbeschreibungen mit realistischen Zeitanteilen?

Der systematische Aufbau: Von Organisationsplänen zu Stellenbeschreibungen

Stellenbeschreibungen sind das logische Endergebnis der organisatorischen Planung. Die in Frage 1 behandelten Organisationspläne definieren Aufgaben und ordnen sie Abteilungen zu. Stellenbeschreibungen konkretisieren schließlich, welche spezifischen Aufgaben jede einzelne Stelle umfasst.

Ohne aktuelle Organisationspläne können Stellenbeschreibungen nicht systematisch entwickelt werden. Sie werden stattdessen zu improvisierten Zusammenstellungen basierend auf dem Gedächtnis von Vorgesetzten und gewachsenen Strukturen.

Das doppelte Problem: Ungerechtigkeit für alle Beteiligten

Veraltete oder fehlende Stellenbeschreibungen schaffen eine doppelte Ungerechtigkeit: Mitarbeiter leiden unter unklaren Aufgabenzuordnungen und möglicherweise falscher Bezahlung, wenn Stellenbewertungen auf veralteten Grundlagen basieren. Gleichzeitig kann die Verwaltung als Arbeitgeber keine präzisen Stellenausschreibungen erstellen, was zu ungeeigneten Bewerbern und frustrierenden Einstellungsverfahren führt.

Die Realität zeigt sich in der Praxis: Wenn kurzfristig eine Stelle ausgeschrieben werden muss, erstellt ein Vorgesetzter hastig eine Stellenbeschreibung basierend auf seinem aktuellen Verständnis der Position. Diese improvisierten Beschreibungen basieren nicht auf systematischen Organisationsplänen, sondern auf subjektiven Einschätzungen und aktuellen Notwendigkeiten.

🔍 Häufigste Probleme veralteter Stellenbeschreibungen:

  • Unklare Aufgabenzuordnung: Mitarbeiter sind unsicher über ihre tatsächlichen Verantwortlichkeiten
  • Falsche Stellenbewertungen: Vergütung entspricht nicht der tatsächlichen Verantwortung
  • Schlechte Stellenausschreibungen: Unpassende Bewerber durch ungenaue Beschreibungen
  • Improvisation bei Neubesetzungen: Hastig erstellte Beschreibungen ohne systematische Grundlage
  • Motivationsverlust: Unfaire Behandlung durch veraltete Bewertungsgrundlagen

Der Teufelskreis unvollständiger Dokumentation

Im Laufe der Zeit entwickeln sich Stellen organisch: Neue Aufgaben kommen hinzu, alte fallen weg oder verändern sich grundlegend. Jede Stelle durchläuft diese Entwicklung individuell, ohne dass die formalen Beschreibungen entsprechend angepasst werden.

Das Ergebnis sind Stellenbeschreibungen, die mit der Realität wenig gemein haben. Mitarbeiter übernehmen Verantwortlichkeiten, die nirgendwo dokumentiert sind. Gleichzeitig stehen in den offiziellen Beschreibungen Aufgaben, die längst nicht mehr relevant sind oder von anderen übernommen wurden.

Auswirkungen auf Stellenbewertungen und Vergütung

Besonders problematisch wird es bei Stellenbewertungen für die Eingruppierung: Wenn die Grundlage - die Stellenbeschreibung - nicht der Realität entspricht, kann auch die Bewertung nicht korrekt sein. Mitarbeiter werden möglicherweise unter ihrer tatsächlichen Verantwortung bezahlt, während andere überbewertet sind.

Diese Ungerechtigkeit ist nicht nur ein finanzielles Problem, sondern beeinträchtigt die Motivation und das Vertrauen in die Verwaltung als fairen Arbeitgeber. Leistungsträger fühlen sich nicht angemessen gewürdigt, während das System insgesamt an Glaubwürdigkeit verliert.

Die systematische Lösung: Stellenbeschreibungen als Organisationsprodukt

Die Lösung liegt in der systematischen Herangehensweise: Stellenbeschreibungen ergeben sich automatisch aus den Aufgaben, die durch die Organisationspläne bestimmten Abteilungen und dann spezifischen Stellen zugeordnet werden. Sie erläutern diese Aufgaben ausführlicher, definieren die Zeitanteile für jede Aufgabe und machen sie für Stelleninhaber und Bewerber verständlich.

Die Zeitanteile sind essentiell für korrekte Stellenbewertungen: Nur wenn bekannt ist, wie viel Zeit welche Aufgaben beanspruchen, können Stellen sachgerecht eingruppiert und fair vergütet werden. Eine Aufgabe, die theoretisch komplex erscheint, aber nur 5% der Arbeitszeit beansprucht, hat anderen Einfluss auf die Bewertung als eine Routine-Tätigkeit mit 40% Zeitanteil.

Zusätzlich zu den klassischen Aufgaben erfassen Stellenbeschreibungen auch Tätigkeiten, die nicht als traditionelle "Aufgaben" wahrgenommen werden - etwa die Betreuung von Auszubildenden, Vertretungsregelungen oder besondere Fachkenntnisse.

✅ Systematisches Vorgehen zur Stellenbeschreibung:

  1. Bestandsaufnahme: Ehrliche Bewertung - welche Beschreibungen existieren und wie aktuell sind sie?
  2. Priorisierung: Beginnen Sie mit kritischen Positionen (häufige Neubesetzung, große Diskrepanzen)
  3. Mitarbeiterbeteiligung: Stelleninhaber wissen am besten, was ihre Position tatsächlich umfasst
  4. Systematische Grundlage: Verbindung zu aktuellen Organisationsplänen und realistischen Zeitanteilen

Fazit

Stellenbeschreibungen sind mehr als administrative Formalität - sie sind der Punkt, an dem systematische Organisation konkret bei den Menschen ankommt. Aktuelle, vollständige Beschreibungen mit realistischen Zeitanteilen schaffen Klarheit für Mitarbeiter, ermöglichen faire Bewertungen und unterstützen erfolgreiche Personalgewinnung. Frage 3 zeigt: Systematische Organisation zahlt sich direkt in Mitarbeiterzufriedenheit und Verwaltungseffizienz aus.

Ihre systematische Exzellenz-Analyse

Frage 3 baut systematisch auf den organisatorischen Grundlagen auf. Unsere 15-Fragen-Diagnose deckt alle kritischen Erfolgsfaktoren kommunaler Exzellenz ab - von der Organisation bis zur Personalführung.

Dauer: 5 Minuten | Ergebnis: Detaillierte Analyse mit konkreten Handlungsempfehlungen

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